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Heftige Kämpfe auch im Norden des Gazastreifens
Aus Tagesschau vom 12.05.2024.
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Krieg im Nahen Osten Die Lage im Nahen Osten – die Übersicht

Die militärische Lage

Im Norden des Gazastreifens lieferten sich am Sonntag israelische Streitkräfte weiter heftige Gefechte mit bewaffneten Palästinensern. Der militärische Arm der Terrororganisation Hamas berichtete von schweren Zusammenstössen seiner Kämpfer mit israelischen Soldaten im Bereich von Dschabalia.

Der israelische Armeesprecher Daniel Hagari hatte am Samstagabend gesagt, Kampfflugzeuge hätten Ziele in Dschabalia im Norden des Gazastreifens angegriffen, nachdem die Zivilbevölkerung dort evakuiert worden sei.

Die «Times of Israel» berichtete am Sonntag, die Armee sei von der Präsenz von 100'000 bis 150'000 Palästinensern in dem Gebiet von Dschabalia ausgegangen, zu deren Räumung sie aufgerufen hatte. Das Palästinenserhilfswerk UNRWA hatte sich «äusserst besorgt» über die Evakuierungsaufrufe für Rafah im Süden und Dschabalia im Norden des Küstenstreifens geäussert.

Verwirrung um Totenzahlen der Hamas-Gesundheitsbehörde

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Verwirrung um die Zahl getöteter Minderjähriger und Frauen im Gaza-Krieg: Die von der Hamas kontrollierte Gesundheitsbehörde im Gazastreifen hat die Zahl zuerst um fast die Hälfte herunter- und dann wieder hochkorrigiert.

Unabhängig sind die Zahlen nicht zu überprüfen. Bis April war von mehr als 14'500 getöteten Minderjährigen und mehr als 9500 getöteten Frauen die Rede gewesen. Danach wurden aber ohne Erklärung in verschiedenen Mitteilungen deutlich niedrigere Zahlen genannt – in der vergangenen Woche 7797 Kinder und Jugendliche sowie 4959 Frauen.

Die Vereinten Nationen, die sich auf die Zahlen der Hamas-Gesundheitsbehörde stützen, hatten die niedrigeren Zahlen am 8. Mai ebenfalls gemeldet. In ihren Publikationen sind stets die palästinensischen Behörden als Quelle angegeben. Ein Sprecher der Hamas-Gesundheitsbehörde erklärte am Sonntag, Grund für die deutlich niedrigeren Zahlen sei «ein Tippfehler» gewesen.

Die Stadt Kirjat Schmona im Norden Israels stand in der Nacht auf Samstag unter schwerem Artilleriebeschuss aus dem südlichen Libanon. Die israelische Armee fing 15 von rund 35 Raketen ab. Weitere Geschosse schlugen sowohl in der Stadt als auch auf offenem Gelände ein und beschädigten Gebäude und Fahrzeuge. Verletzte soll es keine gegeben haben: Die meisten Bewohnerinnen und Bewohner haben die Stadt bereits nach Ausbruch des Gaza-Kriegs verlassen. Die Hisbollah reklamierte die Angriffe für sich.

Währenddessen droht in Gaza die Versorgung der Menschen mit Nahrungsmitteln und Treibstoff binnen Tagen zum Erliegen zu kommen. Grund sei, dass wichtige Grenzübergänge nach wie vor geschlossen seien, sagte Hamish Young, der für das UNO-Kinderhilfswerk Unicef für den Gazastreifen zuständig ist, in London. Spitäler seien bereits zur Schliessung genötigt, auch die Unterernährung nehme zu. Seit fünf Tagen sei nichts mehr bei den Menschen angekommen. «Wir kratzen schon alles vom Boden der Fässer auf», so Young.

Internationale Reaktionen und Diplomatie

Am Sonntagabend besetzten rund 60 Personen Räume der Universität Bern an der Unitobler. Bei den Besetzern handelt es sich laut einer Mitteilung um Studierende. Sie werfen der Leitung der Hochschule vor, im Nahost-Konflikt eine klare politische Position bezogen zu haben. Von der Universitätsleitung liegt noch keine Stellungnahme vor.

Die israelische Armee habe mit den von den USA zur Verfügung gestellten Waffen im Gazastreifen möglicherweise gegen das Kriegsvölkerrecht verstossen, schrieb das US-Aussenministerium in einem dem US-Kongress vorliegenden Bericht. Aufgrund der Situation im Kriegsgebiet sei es schwierig, einzelne Vorfälle zu bewerten und abschliessend zu beurteilen. Es gebe jedoch genügend Meldungen, die Anlass zu ernsthaften Bedenken gäben.

US-Präsident Joe Biden bekräftigte mit Blick auf die Verhandlungen im Gaza-Krieg über eine Waffenruhe und die Freilassung von Geiseln die Verantwortung der islamistischen Hamas bekräftigt. «Wissen Sie, es gäbe morgen einen Waffenstillstand, wenn (...) die Hamas die Geiseln freilassen würde – Frauen, ältere Menschen und Verwundete», sagte Biden bei einer Wahlkampfveranstaltung in Medina im US-Bundesstaat Washington. Israel sage, es liege an der Hamas, sagte Biden demnach weiter.

Der UNO-Sicherheitsrat in New York verlangt Aufklärung zu den Ende April im Gazastreifen entdeckten Massengräbern. «Die Mitglieder des Sicherheitsrats betonten die Notwendigkeit einer Rechenschaftspflicht für Verstösse gegen das Völkerrecht und forderten, dass den Ermittlern ungehinderter Zugang zu allen Orten von Massengräbern in Gaza gewährt werden muss», teilten die Vereinten Nationen mit. Nahe dem Nasser-Spital in Chan Yunis und dem Al-Schifa-Spital in Gaza-Stadt wurden in den vergangenen Wochen Hunderte Leichen gefunden.

UNO fordert Mitgliedschaft der Palästinenser

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Die Vollversammlung der Vereinten Nationen stärkt die Rolle der Palästinenser innerhalb des grössten UNO-Gremiums deutlich. Eine am Freitag mit überwältigender Mehrheit angenommene Resolution in New York räumt dem Beobachterstaat Palästina eine deutlich erweiterte Teilnahme an den Sitzungen der Vollversammlung ein, gibt ihm aber kein reguläres Stimmrecht.

Zudem forderte das Gremium mit 193 Mitgliedsstaaten vom ausschlaggebenden Weltsicherheitsrat die «wohlwollende» Prüfung einer Vollmitgliedschaft Palästinas. Die Vollversammlung stellt damit fest, dass der «Staat Palästina (...) zur Mitgliedschaft in der UNO zugelassen werden sollte» – der Sicherheitsrat solle diese «noch einmal wohlwollend prüfen».

Die USA hatten nur Stunden zuvor bekräftigt, in diesem Fall erneut von ihrem Vetorecht im mächtigsten UNO-Gremium mit seinen 15 Mitgliedern Gebrauch machen zu wollen.

In einem Zeichen zunehmender Frustration über Israels Krieg im Gazastreifen will sich nun auch Ägypten der von Südafrika angestrengten Völkermord-Klage gegen Israel anschliessen. Der Schritt erfolge «angesichts der zunehmenden Intensität» und dem wachsenden Ausmass der israelischen Angriffe, teilte das Aussenministerium in Kairo mit. Dazu gehörten auch Angriffe gegen Zivilisten und die Zerstörung von Infrastruktur in dem Küstengebiet, was zur Vertreibung der Palästinenser und zu einer «beispiellosen humanitären Krise» geführt habe.

Ende Dezember hatte Südafrika Israel vor dem Internationalen Gerichtshof wegen angeblich im Gaza-Krieg begangener Verstösse gegen die Völkermordkonvention verklagt.

Geflüchtete und Opfer

Die Bilanz des seit sechs Monaten wütenden Gaza-Krieges ist verheerend. Nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde im Gazastreifen wurden mindestens 34'971 Palästinenserinnen und Palästinenser bei israelischen Angriffen getötet (Stand 10. Mai). Mindestens 78'641 Menschen seien zudem verletzt worden. Die Behörde unterscheidet dabei nicht zwischen Zivilisten und Kämpfern.

Die UNO hat die Angaben der Behörde mehrfach als realistisch bezeichnet. Die Zahl der Opfer könnte allerdings weitaus höher sein, weil viele Menschen vermisst werden und zahlreiche Tote unter den Trümmern zerstörter Häuser verschüttet sind. Nach israelischen Angaben wurden im Gazastreifen rund 12'000 Terroristen getötet, das wären mehr als ein Drittel der Toten.

Beim Terrorangriff am 7. Oktober wurden auf israelischer Seite mehr als 1200 Menschen getötet, darunter mindestens 850 Zivilisten. Seit Kriegsbeginn sind laut dem israelischen Militär zudem 604 israelische Soldaten und Soldatinnen getötet worden (Stand 7. April).

Seit dem 7. Oktober sind nach UNO-Angaben fast 1.9 Millionen Menschen innerhalb des Gazastreifens auf der Flucht. Das sind über 85 Prozent der Bevölkerung. Etwa eine Million Menschen seien in UNO-Einrichtungen im Gazastreifen untergekommen, so eine Mitteilung vom 17. April.

Die Glückskette sammelt

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Der Krieg im Nahen Osten hat bereits Tausende von Menschenleben gekostet, grösstenteils Zivilpersonen. Die Glückskette ruft zur Solidarität auf, um der Zivilbevölkerung zu helfen. Sie unterstützt ihre Schweizer Partnerorganisationen vor Ort – sie hilft dort, wo die humanitären Bedürfnisse am grössten sind. Zurzeit ist das Gaza.

Spenden für die Sammlung «Humanitäre Krise im Nahen Osten» können auf www.glueckskette.ch getätigt werden.

Krieg im Nahen Osten

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Die Konflikte in Israel, im Westjordanland und im Gazastreifen halten an. Hier finden Sie alle unsere Inhalte zum Krieg im Nahen Osten.

Tagesschau, 11.05.2024, 19:30 Uhr;

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