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Nakba: Demos zum Jahrestag in Ramallah
Aus Tagesschau vom 15.05.2024.
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Krieg im Nahen Osten Die Lage im Nahen Osten – die Übersicht

Die militärische Lage

Der israelische Verteidigungsminister Joav Galant hat die Entsendung weiterer Truppen nach Rafah im Süden des Gazastreifens angekündigt. Sein Büro teilte am Donnerstag mit, er habe am Vortag bei einem Besuch an der südlichen Gaza-Grenze gesagt: «Weitere Truppen werden sich der Bodenoperation in Rafah anschliessen.»

Bei dem Einsatz in Rafah seien bereits hunderte von Zielen getroffen und mehrere Tunnel zerstört worden, sagte Galant. «Diese Aktivität wird intensiviert werden.» Nach UNO-Angaben sind bereits rund 600'000 Menschen aus der Stadt an der Grenze zu Ägypten geflohen. 

Bei einer Razzia der israelischen Armee in Tulkarem im Westjordanland wurden nach palästinensischen Angaben drei Palästinenser getötet. Das Gesundheitsministerium in Ramallah, das der Autonomiebehörde untersteht, teilte mit, drei Männer seien bei einem israelischen Militäreinsatz nach Mitternacht getötet worden. Sie seien 22 bis 27 Jahre alt gewesen. Nach palästinensischen Medienberichten gingen israelische Soldaten in Tulkarem und anderen Städten des Westjordanlands gegen Wechselstuben vor. Der genaue Hintergrund war vorerst unklar. Ein israelischer Armeesprecher sagte, man prüfe die Berichte. 

Experten warnen vor einem «ewigen Krieg»

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Israel ist nach Einschätzung von Experten im Gaza-Krieg noch weit von einem Sieg über die islamistische Hamas entfernt. «Die Hamas ist überall im Gazastreifen präsent», sagte Joost Hiltermann von der Denkfabrik International Crisis Group dem «Wall Street Journal». «Die Hamas ist noch lange nicht besiegt.» Die Terrororganisation sei zu einer Guerillataktik übergangen, was in Israel die Befürchtung schüre, in einen «ewigen Krieg» zu geraten, berichtete die Zeitung in der Nacht zum Donnerstag.

Israels Verteidigungsminister Joav Galant hatte am Vorabend gewarnt, das Fehlen einer Alternative zur Hamas-Herrschaft in Gaza drohe Israels militärische Erfolge zu untergraben. Die USA teilten Galants Besorgnis, dass Israel dafür keine Pläne habe, sagte ein ranghoher US-Beamter der «Times of Israel». Dadurch sei die Terrororganisation in der Lage, sich in von der Armee geräumten Gebieten neu aufzustellen und die Kontrolle wiederzuerlangen. Das sei «besorgniserregend», hiess es.

Bei einem Vorfall im nördlichen Gazastreifen wurden am Mittwoch nach Militärangaben fünf israelische Soldaten getötet. Drei weitere Soldaten sind schwer verletzt worden, wie die Armee weiter mitteilt.

Israelische Medien berichteten, die fünf Soldaten seien durch Beschuss eigener Truppen – «friendly fire» – ums Leben gekommen. Israelische Panzer hätten Granaten auf ein Gebäude in dem Flüchtlingsviertel Dschabalia gefeuert, in dem die Soldaten sich aufhielten.

Mit dem Vorfall am Mittwoch sind seit dem Beginn des Gaza-Kriegs am 7. Oktober des Vorjahres nach Angaben der Armee auf israelischer Seite 626 Soldaten und Soldatinnen gefallen und rund 3500 weitere verletzt worden.

Das israelische Militär hat nach Angaben eines Sprechers vom Dienstagabend bei einem gezielten Luftangriff auf ein Kommandozentrum der islamistischen Hamas mehr als zehn Hamas-Mitglieder getötet. Die Räumlichkeiten sollen sich inmitten einer Schule des UNO-Palästinenserhilfswerks UNWRA befunden haben.

Von der Zentrale aus seien Angriffe auf das israelische Militär im zentralen Bereich des Gazastreifens geplant worden, sagte der Militärsprecher. Die Angaben konnten zunächst nicht unabhängig geprüft werden. Von der Gesundheitsbehörde im Gazastreifen hiess es, bei dem Angriff auf die Schule seien 15 Binnenflüchtlinge getötet worden.

Fast 450'000 Menschen haben laut UNO-Schätzungen binnen einer Woche Rafah wieder verlassen. «Leere Strassen in Rafah, während Familien weiter fliehen auf der Suche nach Sicherheit», schreibt das Palästinenserhilfswerk UNRWA auf der Plattform X.

Der militärische Arm der islamistischen Terrororganisation Hamas teilte am Dienstag mit, seine Kämpfer hätten einen israelischen Truppentransporter in Rafah angegriffen. Rettungshelikopter seien im Bereich des Al-Salam-Viertels gelandet, um Verletzte zu evakuieren. Dieses Viertel liegt ebenfalls tiefer innerhalb der Stadt. 

Verwirrung um Totenzahlen der Hamas-Gesundheitsbehörde

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Verwirrung um die Zahl getöteter Minderjähriger und Frauen im Gaza-Krieg: Die von der Hamas kontrollierte Gesundheitsbehörde im Gazastreifen hat die Zahl zuerst um fast die Hälfte herunter- und dann wieder hochkorrigiert.

Unabhängig sind die Zahlen nicht zu überprüfen. Bis April war von mehr als 14'500 getöteten Minderjährigen und mehr als 9500 getöteten Frauen die Rede gewesen. Danach wurden aber ohne Erklärung in verschiedenen Mitteilungen deutlich niedrigere Zahlen genannt – in der vergangenen Woche 7797 Kinder und Jugendliche sowie 4959 Frauen.

Die UNO, die sich auf die Zahlen der Hamas-Gesundheitsbehörde stützt, hatte die niedrigeren Zahlen am 8. Mai ebenfalls gemeldet. In ihren Publikationen sind stets die palästinensischen Behörden als Quelle angegeben. Ein Sprecher der Hamas-Gesundheitsbehörde erklärte am Sonntag, Grund für die deutlich niedrigeren Zahlen sei «ein Tippfehler» gewesen.

Diplomatie und internationale Reaktionen

Das US-Militär beendete die Arbeiten an einem provisorischen Hafen zur Lieferung von Hilfsgütern in den Gazastreifen. Der Pier sei an der Küste verankert worden, teilte das US-Zentralkommando auf X mit und betonte, US-Soldaten hätten den Küstenstreifen dabei nicht betreten.

Mit Unterstützung der Vereinten Nationen sollen in den nächsten Tagen die ersten Hilfslieferungen über die Anlegestelle an Land kommen und im Gazastreifen verteilt werden. Der Behelfshafen soll als Drehscheibe für die Lieferung von Hilfsgütern dienen. Dort gab es bislang keinen Hafen, der tief genug für grössere Frachtschiffe ist.

Unterdessen planen die USA Medienberichten zufolge eine neue milliardenschwere Waffenlieferung an den jüdischen Staat. Darüber habe die Regierung von US-Präsident Joe Biden den Kongress informiert, schreiben verschiedene US-Medien am frühen Mittwochmorgen.

Das Paket enthalte Panzermunition, taktische Fahrzeuge und Mörsergranaten. Der Genehmigungsprozess im Kongress befindet sich laut dem Fernsehsender CNN noch in einer frühen Phase. Die US-Regierung hält wegen Israels militärischem Vorgehen in Rafah im Süden des Gazastreifens derzeit eine Lieferung sogenannter schwerer Bomben zurück.

Die Bemühungen um eine Waffenruhe im Gaza-Krieg sind laut Katars Ministerpräsident Mohammed bin Abdulrahman Al Thani nahezu zum Stillstand gekommen. Während die Hamas einen umfassenden Waffenstillstand fordert, lehne Israel dies ab und strebe die Zerschlagung der Hamas an, sagte Al Thani am Dienstag. Katar, Ägypten und die USA versuchen weiterhin zu vermitteln, bisher jedoch ohne Erfolg.

Norwegens Entwicklungsministerin Anne Beathe Tvinnereim kündigte am Dienstag an, die Gazahilfe Norwegens auf 1 Milliarde Krone (ca. 84 Millionen Franken) nahezu zu vervierfachen. Sie warnte überdies vor einer Hungersnot im umkämpften Gazastreifen.

Pro-Palästina-Proteste auch an Uni Basel und Freiburg

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Die pro-palästinensischen Demonstrierenden an der Universität Zürich haben den Lichthof am Dienstag mit etwas Verspätung geräumt. Einige Zeit nach Ablauf des Ultimatums um 17 Uhr zogen alle Demonstrierenden ab. Die Polizei stand bereits parat.

In Genf ist die Polizei am Dienstagmorgen eingeschritten, um die Besetzung an der Universität Genf zu beenden. Sie evakuierte etwa fünfzig Demonstranten, die sich weigerten zu gehen, so ein Journalist der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

In den Unitobler-Gebäuden der Universität Bern wurde die Besetzung nach Ablauf eines Ultimatums der Polizei am frühen Mittwochmorgen ebenfalls geräumt.

Auch die Räumlichkeiten der Universitäten Basel und Freiburg wurden mittlerweile besetzt. Es handle sich um eine friedliche Aktion, teilten die Freiburger Besetzerinnen und Besetzer mit. Die Gruppe forderte den «akademischen Boykott» aller israelischer Institutionen und einen Waffenstillstand in den Palästinensergebieten. An der Besetzung beteiligten sich rund hundert Personen, so die Nachrichtenagentur.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan erklärte am Montagabend, dass mehr als 1000 Mitglieder der radikal-islamischen Hamas in Spitälern in der Türkei behandelt werden. Er wiederholte zudem seinen Standpunkt, dass die Hamas eine «Widerstandsbewegung» sei.

Geflüchtete und Opfer

Das Gesundheitsministerium im Gazastreifen vermeldete 35'272 getötete Palästinenserinnen und Palästinenser seit Kriegsbeginn. 79'205 Menschen seien verletzt worden. Die Behörde wird von der terroristischen Hamas kontrolliert. Internationale Experten schätzen die Zahlen des Gesundheitsministeriums aber als realistisch ein.

Die UNO hat die Angaben der Behörde mehrfach als realistisch bezeichnet. Die Zahl der Opfer könnte allerdings weitaus höher sein, weil viele Menschen vermisst werden und zahlreiche Tote unter den Trümmern zerstörter Häuser verschüttet sind. Nach israelischen Angaben wurden im Gazastreifen rund 12'000 Terroristen getötet, das wären mehr als ein Drittel der Toten.

Bisher 200 UNO-Mitarbeitende getötet

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Ein Mitarbeitender der Vereinten Nationen ist bei einem Angriff auf sein Fahrzeug im Gazastreifen getötet worden. Ein weiterer UNO-Mitarbeitender wurde der Weltorganisation zufolge bei dem Vorfall verletzt. Nach Angaben eines Sprechers vom Montag handelt es sich um den ersten internationalen UNO-Mitarbeitenden, der in Gaza getötet wurde. Genaue Hintergründe, die Nationalität der Opfer sowie deren Geschlecht blieben zunächst unklar. Das Auto, mit dem die Mitarbeitenden zu einem Krankenhaus unterwegs waren, sei aber klar als UNO-Fahrzeug markiert gewesen. Insgesamt wurden fast 200 UNO-Mitarbeitende seit Beginn des Gaza-Krieges getötet – bislang waren alle von ihnen Palästinenser.

Beim Terrorangriff am 7. Oktober wurden auf israelischer Seite mehr als 1200 Menschen getötet, darunter mindestens 850 Zivilisten. Seit Kriegsbeginn sind laut dem israelischen Militär zudem 604 israelische Soldaten und Soldatinnen getötet worden (Stand 7. April).

Seit dem 7. Oktober sind nach UNO-Angaben fast 1.9 Millionen Menschen innerhalb des Gazastreifens auf der Flucht. Das sind über 85 Prozent der Bevölkerung. Etwa eine Million Menschen seien in UNO-Einrichtungen im Gazastreifen untergekommen, so eine Mitteilung vom 17. April.

Die Glückskette sammelt

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Der Krieg im Nahen Osten hat bereits Tausende von Menschenleben gekostet, grösstenteils Zivilpersonen. Die Glückskette ruft zur Solidarität auf, um der Zivilbevölkerung zu helfen. Sie unterstützt ihre Schweizer Partnerorganisationen vor Ort – sie hilft dort, wo die humanitären Bedürfnisse am grössten sind. Zurzeit ist das Gaza.

Spenden für die Sammlung «Humanitäre Krise im Nahen Osten» können auf www.glueckskette.ch getätigt werden.

Krieg im Nahen Osten

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Die Konflikte in Israel, im Westjordanland und im Gazastreifen halten an. Hier finden Sie alle unsere Inhalte zum Krieg im Nahen Osten.

Tagesschau, 15.05.2024, 12:45 Uhr;

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